Texte aus den Heiligen Schriften der Weltreligionen

Thema: Das göttliche Erbarmen und die göttliche Güte

Religion der Hindus


Der Erhabene sprach:
Ich bin der Vater dieser Welt und auch die Mutter. Ich bin ihr Ordner und ihr Schöpfer. Ich bin der Gegenstand des Wissens, die heilige Silbe OM.
Ich bin der Weg und das Ziel, der Erhalter, der Meister und der Zeuge, Haus und Land, Zuflucht und gütiger Freund.
Ich spende Wärme. Ich halte den Regen zurück und schicke ihn wieder. Ich bin die Unsterblichkeit und auch der Tod, seiend und nicht-seiend, o Arjuna.

Wer mir mit Hingabe ein Blatt darbringt, eine Blume, eine Frucht oder einen Becher des Wassers- willkommen ist mir, das mit Liebe dargebrachte Opfer der strebenden Seele.
Was du auch immer tust, woran du auch immer deine Freude hast, was du auch immer opferst, was du auch immer spendest, welche Konzentration spiritueller Kräfte, welches Wollen und Bemühen der Seele du auch aufbringst- mach es zu einer Darbietung an Mich.

Auf diese Weise sollst du frei werden von guten und bösen Ergebnissen, die die Fesseln unseres Handelns begründen. Selbst ein Mensch mit schlechter Lebensführung, der sich mit einziger und ganzer Liebe mir zuwendet, muss nun als Heiliger gelten. Rasch wird er zu einer Seele der Rechtschaffenheit und erlangt den ewigen Frieden.

(Bhagavadgita)


Lehre des Buddhas


Buddha Gautama Sakyamuni spricht:
Wie eine Wolke, die sich über die Erde erhoben hat und alles bedeckend, die Erde einhüllt,
wie diese grosse Wolke, mit Wasser gefüllt und von Blitzen umkränzet, ihren Donner erschallen lässt und alle Wesen erfreut,
wie sie dann eine gewaltige Wassermenge loslässt und sich ringsum ergiessend diese Erde erfrischt,
– ebenso erscheint auch der Buddha in der Welt wie eine Wolke und nachdem er, der Herr der Welt, erschienen ist, offenbart er den Lebewesen den rechten Wandel.

Alle Wesen werde ich erfrischen, deren Glieder verdorren und die sich an das Dasein klammern. Die durch das Leid dahinwelken, die will ich ins Glück führen. Ihnen werde ich die Wünsche erfüllen und Ruhe geben.
Bei mir gibt es keine Bevorzugung. Ich trage den Dharma in gleicher Weise den Menschen vor, wie dem einen Wesen, so dem anderen.
Ich erfrische die ganze Welt wie eine Wolke, die gleichmssig Wasser ausgiesst. Dieselbe Erleuchtung ist für Edelgeborene und Niedrige, für Schlechte wie auch für Tugendhafte.

(aus dem Saddharmapundarikasutra (Mahayana))


Religion Zarathustras


O Mazda, mit Deinem Willen schenke uns alle Güter des Lebens, die in Deiner Hand liegen, von dem, was da gewesen ist, was da ist und was da sein wird. Mit Hilfe der Reinheit, der Herrlichkeit und der Wahrheit lasse unser Leben gut und fröhlich sein.
O Allmächtiger, o Ahura, o ihr Engel der Unsterblichkeit, der Wahrheit, der Reinheit und der Herrlichkeit, ihr in deren Händen die Güter des Paradieses liegen, erhöret mich und erbarmet euch meiner an dem Tag, an dem ein jeder seine Abrechnung erhalten wird.
O Ahura, offenbare dich mir und gib mir Kraft durch die Liebe.
O Mazda, stärke mich durch die Hilfe Deines Geistes.
Um mir zu helfen, wirst du o Ahura, o Weitausschauender, die unvergleichliche Güte Deines Reiches allen denjenigen als Lohn ihrer Taten versprechen, die rechten Glauben haben. O Engel der Treue, belehre meine Seele über die Wahrheit.
Aus Dankbarkeit bringe ich zu deinem Thron, O Mazda, o Wahrheit, meine Seele und die besten meiner guten Gedanken, Worte und Taten dar, mit alledem, was sie an Ehrfurcht und Erhabenheit besitzen.

(Gathas des Avesta, Yasna 33)


zur Grossen Mutter


Göttliche Mutter, du nährende, gütige, freundliche Geberin Demeter.
Reichtumsschenkende Göttin, Allesgeberin.
Erfreut von den Werken des Friedens und von emsiger Arbeit.
Geliebte, sehnlich Begehrte, Nährerin aller sterblichen Wesen.
Du sandest den Menschen ersehntes, segenspendendes Leben hernieder.
Erdenherrin, die da erscheint, allen bist du huldvoll geneigt.
Eingeborene, reich an Kindern, hehre Göttin der Sterblichen.
Viele Gestalten hast du, Heiligprangende, Blühende.
Komm, du Selige, Ewig-reine, mit des Sommers Früchten beladen.
Fülle des Frieden, der lieblichen Ordnung, des Reichtums – Fülle des Segens und der Gesundheit.

(Hymne an Demeter)


Jüdische Religion


Und du wirst sprechen an jenem Tage: Ich danke dir, o Ewiger, dass du mir gezürnt. Nun wendet sich dein Zorn und du tröstest mich, erbarmst dich meiner.
Siehe, der Herr ist mein Heil, ich bin getrost, zage nicht, denn mein Sieg und mein Sang ist Jah(we), der Ewige, er ist mein Heil.
Und ihr werdet Wasser schöpfen mit Wonne aus den Quellen des Heils. Und ihr werdet sprechen an jenem Tage: Dank singet dem Herrn, rufet an seinen Namen, macht kund unter den Völkern seine Wundertaten, lobsinget, denn erhaben ist sein Name, ewig seine Güte.
Saitenspiel dem Ewigen, denn Herrliches hat er getan. Kund geworden ist dies auf der ganzen Erde.

(aus dem Buch Jesaia)


Christliche Religion


Preise meine Seele den Herrn und alles in mir seinen heiligen Namen.
Preise meine Seele den Herrn und vergiss all seine Wohltaten nicht.
Er vergibt deine ganze Schuld, heilt alle deine Gebrechen.
Er rettet dein Leben, krönt dich mit Huld und Erbarmen.
Er sättigt dich mit Gutem, soviel du brauchst, dass deine Jugend, dem Adler gleich, sich erneuet.
Milde Gerechtigkeit übt der Herr und Recht für alle Bedrängten.
Barmherzig und gnädig ist der Herr, langmütig und reich an Huld.
Er will nicht immerdar streiten und nicht für dauernd zürnen. Er handelt nicht an uns nach Sünden, vergilt uns nicht nach unseren Missetaten.
Wie ein Vater über seine Kinder sich erbarmt, so erbarmt sich der Herr über uns.

(Psalm 103, Gottes Güte und Barmherzigkeit)


Religion des Islam


Bismillah ir-Rahman ir-Rahim
Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen.
Er ist der Gnadenreiche.
Der den Qur-an gelehrt hat.
Er hat den Menschen erschaffen.
Er hat ihm klare Rede gegeben.
Und er hat die Erde für die Schöpfung gemacht.
In ihr sind Früchte und Palmen mit Knospenbüscheln
und Korn in Hülsen und duftende Blumen.
Er hat den Menschen aus trockenem Ton erschaffen, der klingt.
Der Herr des Ostens und der Herr des Westens.
Alles was auf Erden ist wird vergehen. Aber es bleibt das Angesicht deines Herrn- der Herr der Majestät und der Ehre.
Ihn bitten alle, die in den Himmeln und auf Erden sind. Jeden Augenblick offenbart Er sich in neuem Glanz.
O Versammlung von (Dschinn und) Menschen.
Wenn ihr imstande seid, über die Grenzen der Himmel und der Erde hinauszugehen, dann geht.
Doch ihr werdet nicht imstande sein zu gehen, ausser mit Ermächtigung.

(Qur’an Sure 55)


Worte von Hazrat Pir-o-Murshid Inayat Khan


Wie soll ich Dir Danken für deine Gnade und Barmherzigkeit, o König meiner Seele?
Was tatest Du nicht für mich, als ich einsam im Dunkel der Nacht in der Wildnis irrend streifte.
Du kamst mit brennender Fackel und erleuchtetest meinen Pfad.
Als ich frierend ob der Herzenskälte und Härte der Welt bei Dir Zuflucht suchte, da hast Du mich mit Deiner unendlichen Liebe tröstend umhüllt.
Schliesslich, als mir von nirgendsher Antwort kam, klopfte ich an Deine Tür und Du hast gleich den Ruf meines gebrochenen Herzens erhört.

(Gayan)